Genevieve Cogman brilliert in ihrem Debut als Autorin und verpackt ihre Begeisterung für Bücher in eine kurzweilige Fantasy-Geschichte. Cogman kreiert dabei ihre eigene, neue "Fantasy-Realität" mit eigenen physikalischen und anderen Gesetzen.
Sie kombiniert geschickt alt-bekanntes aus dem Fantasy- und Horrorgenre und fügt alles zu etwas Neuem und Konsistentem zusammen. Die Autorin entwickelt dabei ein sehr interessantes und für mich neues Konzept von Magie und dem versatilen Chaos. Neu ist auch ihre Einbindung der Rasse der Drachen in komplett anderer Ausprägung. Ihre Welt versprüht jede Menge Charme und erinnert teilweise an Steampunk-Welten.
Die Hauptdarstellerin Irene ist eine Agentin einer mysteriösen Bibliothek, die zwischen vielerlei Realitäten existiert und literarische Werke aus vielen dieser "Welten" archiviert. Im Rahmen des letzten Auftrags wird ihr der junge Assistent Kai zur Seite gestellt. Auf den Spuren des gesuchten Werkes gelangen sie in eine alternative Form Londons. Als die beiden bemerken, dass auch andere Fraktionen nach dem gesuchten Buch streben und diese Welt von der Macht des Chaos beeinflusst ist, werden sie in eine vielschichtige aber auch gefährliche Jagd gezogen.
Die erfrischende Einbindung einer feinfühligen und facettenreichen Detektivgeschichte in eine neue Art der Fantasy macht das Werk zu einer klaren Empfehlung. Cogman zeigt hier ihre Affinität zu Detektivgeschichten wie zum Beispiel Sherlock Holmes und bedient sich dabei einiger daraus geliehener literarischen Methoden und Perspektiven. Die Autorin überzeugt durch ihren gekonnten Umgang mit Wörtern und brilliert vor allem in der Darstellung von intelligenten und kurzweiligen Dialogen ihrer Protagonisten. Sie findet außerdem die perfekte Balance zwischen Detailgrad und Kurzweiligkeit. So ist auch der Höhepunkt in seiner Länge sehr stimmig zur Gesamtlänge des Buches. Gerade dabei kommt es bei anderen in diesem Forum besprochenen Titeln zu störenden Ungleichgewichtungen.
Einen halben Stern Abzug gab es bei der Bewertungsgruppe "Figuren/Charaktere". Die Hauptprotagonisten sind zwar lebendig und mitreißend gestaltet, ein Bild des Hauptcharakters Irene konnte Cogman aber leider in meinem Kopf nicht zum Leben erwecken. Trotzdem erhält The Invisible Library eine der höchsten Bewertungen in diesem Forum und gilt als absolute Empfehlung für Fans des Fantasy-Genres. Der nächste Teil und der für Dezember 2016 angekündigte dritte Teil dieser (mittlerweile) Reihe werden jedenfalls in diesem Forum rezensiert.






