"The Cold Hand of Betrayal" ist eine weitere im Warhammer-Fantasy-Universum angesiedelte Kurzgeschichtensammlung. Neun etablierte Fantasy Autoren präsentieren ihre Werke auf etwa zweihundertfünfzig Seiten – Darunter bekannte Namen wie Graham McNeill, Nick Kyme oder C. L. Werner.
In „Kinstrife“ begibt sich eine Gruppe Hochelfen auf eine gefährliche Mission nach Naggaroth zur Stadt Clar Karond. Literarisch solide erzählt, überzeugt Graham McNeill, der Autor von unter anderem „Guardians of the Forest“, in Erzählweise und Schreibstil. In zeitlich der Gegenwart der Erzählung immer näher kommenden Rückblenden werden nach und nach die eigentlichen Hintergründe offenbart. Diese Methode verdichtet die Handlung auf spannende Weise. Alleine dieses Stilelement verleiht der Geschichte etwas Besonderes. Die Erzählung erlaubt außerdem interessante Einblicke in die Welt der Hochelfen, die sich gegen Ende jedoch den menschlichen Wesenszügen sehr ähnlich zeigen.
„Small Mercy“ offenbart sich in dieser Sammlung als kurze aber glänzende Perle. Die kompakte Erzählung spiegelt die brutale, undankbare Welt des Warhammer Universums wider. Eine Welt, in welcher der schwarz-weiße Blick auf Geschehnisse, so wie in diesem Fall, zu einem traurig-tragischen Ende führt.
„Perfect Assassin“ zeigt sich als solide Geschichte, die mich in der besseren ersten Hälfte an die Diebesgilde des CRPG’s Skyrim erinnerte. Mit der philosophischen Redewendung ‚Hochmut kommt vor dem Fall‘ zeichnet der Autor Nick Kyme ein interessantes Setting rund um eine Assassinen Gilde in den Landen des Handels ‚Tilea‘.
Der altbekannte Autor C. L. Werner lässt in „Sickhouse“ das ursprüngliche und eigentlich typische Warhammer wieder spürbar werden. Die Geschichte zweier Söldner, die auf Schergen des Great Father Nurgle treffen und in einem Kloster der Götting Shallya Zuflucht suchen, lässt den Leser aufgrund der Spannung auf eine längere Erzählung hoffen. Der Name Brunner, eines der beiden Protagonisten ist dem erfahrenen Warhammer-Leser wohl nicht unbekannt. Mich persönlich führt die Kurzgeschichte zurück zu meinen Warhammer-Anfängen bzw. den ersten Romanen aus dieser Reihe.
„Service of Sigmar“ führt uns auf äußerst kurzweilige Weise die harte und brutale Warhammer-Fantasy-Welt, aber auch die ernüchternde schwarz-weiße Sichtweise der berüchtigten Hexenjäger vor Augen. Der junge, vielversprechende Templar-Anwärter Lukas wird mit den Folgen dieser extremen und kompromisslosen Sichtweise konfrontiert und die Geschichte endet anders, als es sich so mancher Leser gedacht hätte.
Auch die Geschehnisse in „Blood and Sand“ schlagen in dieselbe Kerbe. Die Mächte des Chaos fordern Opfer – Oder einfach die Tatsache, dass man im falschen Land geboren wurde und die sogenannte zivilisierte, gläubige Welt meint, man müsse missioniert werden. Der Autor Matt Ralphs nimmt uns mit auf eine Reise in das exotische Araby, eine Gegend der Warhammer-Welt, die die meisten Leser eindeutig zu wenig kennen. Angelehnt an die christlichen Kreuzzüge der Inquisition unserer eigenen Vergangenheit, geht es auf diesen Seiten im besten Fall um die Missionierung der ungläubigen lokalen Bevölkerung. Thematisiert wird hier vor allem die Ohnmacht des kleinen Mannes, der auch im „feindlichen“ Gegenüber die Menschlichkeit erkennt, aber nichts gegen die allgemeine Intoleranz und Kurzsichtigkeit der Befehlshaber ausrichten kann. Im Grunde ein sehr aktuelles Thema, das gegenwärtig wieder einmal auch in der Realität beschäftigt. Generell kann man nur hoffen, dass dieser Fleck der Warhammer-Landkarte öfter zum Schauplatz eines Romans werden wird.
Robert Allen lässt uns in seiner Kurzgeschichte an etwas gänzlich Anderem teilhaben. Seine inhaltlich sehr kurz gehaltene Erzählung führt den Leser durch einen gewohnt brutalen Kampf zwischen einem Knight Panther aus Araby und einer Bande von Nordmännern, Chaosbarbaren mit einigen Kriegshunden des Chaos. Der Leser kann sich auf ein unvorhergesehenes Ende freuen, das diese Geschichte sicherlich aufwertet.
Auch die Erzählung „The Daemons Gift“ nimmt den Leser mit in fremde Gefilde. Beschreibt die Geschichte doch die einige einprägsame Ereignisse in der Gesellschaft eines Stammes, der einem der Chaosgötter – Hier Tchar – genannt, angehört. Das Setting vermittelt die einerseits alltäglichen, gesellschaftlichen Aktivitäten wie zum Beispiel eine Hochzeit, aber auch die in diesem Umfeld so einschneidenden, brutalen Wendungen und Schicksalsschläge.
Die letzte Kurzgeschichte bringt mich erneut zurück in meine Anfangszeit der Warhammer-Novels. Namen wie Drachenfels und Genevieve Undead steigen aus dem Dunst der Erinnerung und lassen erneut die damalige Begeisterung aufleben. Die Erzählung um einen Sigmariten-Priester, der den Fängen des neuen Grafen, Vlad von Carstein zu entkommen versucht, wirkt inhaltlich so vertraut und macht doch Lust einmal mehr in die Welt der Vampire und Geschöpfe der Nacht einzutauchen.
Alles in allem eine erneut kurzweilige Sammlung von Geschichten namhafter Autoren, die man getrost in seine Fantasy Roman-Sammlung einreihen sollte – So wie ich es getan habe…






