Die ersten gelesenen Worte vermitteln den Eindruck der „alten“, ursprünglichen und so typischen Werke der dunklen, brutalen Warhammer Fantasy Literatur. Dies lässt mich auf ein Erlebnis wie Konrad oder die zu Beginn noch dunkleren Gotrex & Felix Bände hoffen. Doch hält das Buch was die ersten Seiten versprechen?
Beinahe „klassisch“ werden ländliche Bewohner, die in ständiger Gefahr aus den tiefen Wäldern und durch DAS Chaos leben, von Ereignissen überrollt, die ihr karges Leben gänzlich ändern und die eigentliche Erzählung in Gang bringen.
Wraights Ausführungen von Charakteren und der jeweiligen Szenerie wirken überzeugend und bestechen durch bildlichen, kurzweiligen Stil, der Details zum Leben erweckt.
Seine Hauptfigur in ihrer anfangs scheinbaren Klarheit und Vorhersehbarkeit gestaltet der Autor dann doch tiefgründig und lebendig und dessen Charakter sich im Verlauf der Geschichte zunehmend vertieft und verdichtet.
Mit der Lebensgeschichte des jungen Luthor erschafft Wraight eine mitreißende Welt, die den Leser sofort in ihren Bann zieht. Die animierenden Reden des erwachsenen Priesters in all ihrer durchdringenden Überzeugungskraft bringen nicht nur die bereits verloren geglaubten Seelen dazu den Namen Sigmars laut in die Welt hinaus zu schreien. Auch der Leser spürt die Kraft und Hingabe, die der Anhänger Heldenhammers verkörpert und mit der er genau diese Seelen vereint.
Doch diese Gabe ist auch Fluch, denn Luthor muss erkennen und akzeptieren, dass der Mensch nicht allein pur und rein ist und dass die Fähigkeit die Massen zu begeistern, diese auch meist in den Untergang führt. Sie folgen ihm als fanatische Anhänger in die schlimmsten Schlachten und Luthor erfährt beschämt die tiefe Orientierungslosigkeit , in welche sie verfallen, als sich ihnen keine Gegner mehr entgegenstellen ? Kein literarisch leichtes Unterfangen, welches dem Autor hier gelingt und das die gesamte Erzählung prägt.
Spannende Momente, wie der extreme Kampf gegen einen in Rage geratenen und überwältigenden Centigor prägen das Werk und lassen einen das Buch nicht aus der Hand legen. Wenn Luthor mit kräftigen Hieben seines Kriegshammers durch Unmengen von Untoten oder Tiermenschen watet kommt das „eigentliche“ Warhammer-Feeling auf, welches an die glorreichen Zeiten von Gotrek & Felix erinnert. (Anmerkung Maniac: damals noch / nur als Kurzgeschichte verfügbar)
Chris Wraight spinnt seine Erzählung aus zwei bzw. sogar drei Erzählsträngen. Das Werden des jungen Luthors, sowie die Erlebnisse zweier Charaktergruppen der eigentlichen Geschichte laufen auf gekonnte Weise am Höhepunkt der Erzählung zusammen und kulminieren in einer einfach zu verstehenden und doch komplexen und schicksalshaften Auflösung des Abenteuers. LUTHOR HUSS wird damit meiner Meinung nach zu einer klaren Empfehlung und darf in keiner Warhammer-Novels-Sammlung fehlen.






